Stress am Arbeitsplatz: Die große Studie zum Thema Stress
In dieser Studie hat Wellnow knapp 1.000 Arbeitnehmende zu Stress am Arbeitsplatz befragt. Tatsächlich spiegeln diese Ergebnisse ziemlich akkurat die Erfahrungen wieder, die viele Unternehmen mit denen wir täglich sprechen, über Ihre BGM Maßnahmen und die Stressbelastung Ihrer Belegschaft berichten.
Lassen Sie uns direkt zu den wichtigsten Resultaten der Studie kommen.
Welche Erholungsmöglichkeiten bieten deutsche Arbeitgeber?
85% der Arbeitnehmer sind am Arbeitsplatz gestresst
Knapp 9 von 10 deutschen Arbeitnehmern fühlen sich am Arbeitsplatz gestresst. Jeder Dritte gibt sogar an, dass ihm berufsbedingter Stress häufig oder sehr häufig widerfährt. Mit der zunehmenden Erreichbarkeit in der sich stetig wandelnden Arbeitswelt steigen für viele Arbeitnehmer auch die Belastung und das Stresslevel.
Dies wirkt sich nach eigenen Angaben bei über der Hälfte negativ auf die Arbeitsqualität sowie auf das körperliche und psychische Wohlbefinden aus. Dass sich immer mehr Arbeitnehmer gestresst fühlen, spiegelt sich auch in den Fehltagen wider. So hat sich das Arbeitsunfähigkeitsvolumen aufgrund von psychischen Problemen, die oft stressbedingt entstehen, seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt.
Bis zu sechs stressbedingte Fehltage pro Arbeitnehmer
Laut einer Umfrage von Wellnow – durchgeführt vom Marktforschungsinstitut Dr. Grieger & Cie. zum Thema Stress am Arbeitsplatz – kommt es allein stressbedingt zu durchschnittlich drei bis sechs Fehltagen jährlich pro Arbeitnehmer.
Betrachtet man die Zahlen der Arbeitsausfälle aufgrund von stressbedingtem Leiden, stellt sich die Frage: Wie viel Wert legen deutsche Arbeitgeber auf zusätzliche Gesundheitsleistungen und Erholungsangebote am Arbeitsplatz? Und welche Rolle spielen diese Leistungen für den Arbeitnehmer, angesichts der steigenden Stressbelastung?
Die von Wellnow initiierte Studie ist auf diese Fragen eingegangen.
Kernaussagen der Studie
① 85 Prozent der Arbeitnehmer fühlen sich durch ihre Arbeit gestresst, was sich negativ auf die eigene Leistung und die Gesundheit auswirkt.
② Die Kreativ- und Kulturwirtschaft schneidet im Branchenvergleich der untersuchten Stressbereiche am schlechtesten ab, Berlin im Vergleich der Bundesländer.
③ 89 Prozent der Befragten wünschen sich Erholungsangebote am Arbeitsplatz. Massagen stehen dabei an erster Stelle. Mit den aktuellen Arbeitgeberleistungen zur Erholung ist der Großteil der Arbeitnehmer unzufrieden.
Stress und Gesundheit
Gerade in der heutigen schnelllebigen Arbeitswelt und dem Anspruch ständiger Erreichbarkeit scheinen der Leistungsdruck und damit auch das Stresslevel vieler Arbeitnehmer zu steigen. Die biologisch verankerte „Bedrohung“, die dem Körper durch Stress signalisiert wird, wirkt sich automatisch auf das psychische und körperliche Wohlbefinden aus. Hält solch eine Bedrohung langfristig an, kann dies negative Folgen für unsere Gesundheit mit sich ziehen. Die gesundheitliche Auswirkung von Stress spiegelt sich auch in der repräsentativen Studie von Wellnow wider: 77 Prozent aller Befragten gaben an, dass sie körperlich unter berufsbedingtem Stress leiden. Auf die Frage nach den Auswirkungen auf die Psyche sind es 38 Prozent die angaben, dass sich Stress am Arbeitsplatz häufig oder sehr häufig auf ihr psychisches Wohlbefinden auswirkt.
Körperliche Auswirkungen von Stress
Auch die von uns befragten Experten sind sich einig, dass zwischen Stress am Arbeitsplatz und gesundheitlichen Einbußen ein klarer Zusammenhang besteht. Wir haben Stresscoach Jacob Drachenberg zu den Gründen der körperlichen Stressauswirkung befragt: „Unser Körper kann nicht zwischen Privat- und Berufsleben unterscheiden. Jeder Stress – egal, ob positiv oder negativ – setzt unseren Körper erst einmal unter Druck und erzeugt Stresshormone für unsere Leistung und unsere Konzentration. Diese Anspannung lässt sich nicht mit kognitiver Arbeit vor dem PC abbauen, sondern nur durch Sport oder bewusste Entspannungseinheiten. Fehlt uns diese körperliche Erholung, kommen wir aus dem Gleichgewicht: Gereiztheit, Schlafstörungen und Konzentrationsmängel sind die logische Folgen.“
Psychische Auswirkungen von Stress
Nicht nur die körperliche Gesundheit leidet unter dem Berufsstress, sondern auch die psychische. Wer sich dauerhaft gestresst fühlt, ist schnell gereizt und überfordert. Es entsteht das Gefühl, den Anforderungen nicht mehr gerecht zu werden. Stresskompetenztrainerin Chantal Fleurant ist der Ansicht, dass es keine (körperliche) Gesundheit ohne psychische Gesundheit geben kann: „Stress ist eine Antwort des Körpers auf Angst, wodurch automatisch ein Hormoncocktail im Körper ausgeschüttet wird – nicht nur Adrenalin, sondern auch Cortisol. Wenn dieser akute Stress anhält und zum Dauerstress wird, können Depressionen bis hin zum Burnout entstehen.“
Stressbedingte Fehltage
Auch Persönlichkeitsberaterin Gila Delbrück weiß: „Da Stress Anteil an körperlichen Beschwerden wie Kreislaufproblemen, Rückenschmerzen oder Schlafstörungen hat, ist er eine wesentliche Ursache für Fehltage und auch langfristige Ausfälle.“ Dies bestätigt auch unsere Stressstudie: laut den Umfrageergebnissen kommt es demnach allein stressbedingt zu durchschnittlich drei bis sechs Fehltagen pro Arbeitnehmer jährlich, wodurch ein signifikanter marktwirtschaftlicher Schaden entsteht. So entfallen bezüglich der bundesweiten Bruttowertschöpfung jährlich bis zu 1.150 Euro je Arbeitnehmer. Aufgrund stressbedingter Fehltage kommen somit deutschlandweit bis zu 45,3 Milliarden Euro an volkswirtschaftlichen Kosten im Jahr zu Stande.
Im Ländervergleich schneidet Berlin mit mehr als fünf stressbedingten Fehltagen pro Jahr am schlechtesten ab. Dahinter folgen das Saarland und Thüringen.
Stress und Arbeitsqualität
Die Stressbelastung am Arbeitsplatz wirkt sich nicht nur negativ auf die Gesundheit von Arbeitnehmern aus, sondern beeinträchtigt signifikant unsere Konzentrationsfähigkeit und damit unsere Leistung. Die Folge: die Qualität unserer Arbeit leidet. Stress entfacht Hektik, die wiederum zu vermehrten Flüchtigkeitsfehlern oder zu mangelnder Aufmerksamkeit führen kann. Schließlich ist unser Körper instinktiv darauf trainiert, in erster Linie die Bedrohung Stress zu bekämpfen. Auch die befragten Arbeitnehmer der durchgeführten Eigenstudie bestätigen einen Mangel der Produktivität durch Stress am Arbeitsplatz: Demnach gaben 57 Prozent aller Arbeitnehmer an, dass ihre Leistung stressbedingt leidet. Im Branchenvergleich traten hierbei vor allem die Pharmaindustrie, die Kreativwirtschaft sowie die IT-Branche negativ hervor.
Wirtschaftstrainerin Brigitte Zadrobilek coacht viele Unternehmen in Sachen Stressmanagement und weiß, warum Stress unsere Arbeitsqualität beeinflusst: „Durch anhaltenden Stress ohne Erholungspausen leidet die Konzentrationsfähigkeit und die Aufmerksamkeit. Unsere Produktivität und Leistungsfähigkeit sinken, die Fehlergefahr steigt, wir verlieren mitunter den Fokus und den Überblick. Gehirnfrequenzen kommen in Stressbereiche (sogenannte hohe Beta-Wellen) und zusätzliche Informationen können nicht mehr so leicht gespeichert werden. Dadurch kommt es unter anderem zu geistiger Ermüdung, Gedächtnisproblemen und Überforderung des Gehirns.“
Work-Life-Balance
Angesichts der schnelllebigen Arbeitswelt heutzutage und des dadurch erhöhten Stresslevels nimmt die Relevanz der Thematik „Work-Life-Balance“ immer mehr zu. Ein angemessener Ausgleich zwischen Stress und Erholung gehört mittlerweile zu den Top-Benefits bei potenziellen und bestehenden Mitarbeitern. Die Work-Life-Balance wird etwa durch flexible Arbeitszeiten geschaffen, aber auch durch weitere Maßnahmen wie Firmenfeste oder gemeinsame Aktivitäten erreicht. Auch Weiterbildungen, Angebote an Getränken und Snacks sowie Gesundheits- und Wellnessmaßnahmen boomen . So gaben auch im Rahmen der Umfrage 82 Prozent der Befragten an, dass ihnen Wellness und Erholung als Ausgleich zum Arbeitsstress wichtig ist.
Auch Arzt und Moderater Dr. Roman Szeliga plädiert für eine ausgewogene Work-Life-Balance und ist der Meinung, dass diese nicht nur im privaten Freizeitprogramm, sondern auch am Arbeitsplatz eine tragende Rolle spielen sollte, denn „wer die Arbeit nicht als notwendiges Übel wahrnimmt, sondern mit Freude jeden Morgen ins Büro geht, nimmt auch seine Work-Life-Balance als wesentlich ausgeglichener wahr und lebt produktiver und länger. Erholungsleistungen am Arbeitsplatz wie Ruheräume, Fitness oder Massageeinheiten tun unserem Lebensgefühl gut und tragen insgesamt zu einer verbesserten Lebens- und Arbeitsqualität bei.”
Erholungsangebote am Arbeitsplatz
Einfluss auf Leistungsfähigkeit und Mitarbeitermotivation
Ein immer höherer Stellenwert in puncto Erholungsangebote kommt den Gesundheits- und Wellnessleistungen zu. Denn von diesen können beide Seiten profitieren: Sie können zum einen die Leistungsfähigkeit und die Zufriedenheit der Mitarbeiter erhöhen und zum anderen dadurch das Firmenimage und das Arbeitsklima verbessern. Eine höhere Mitarbeitermotivation und weniger kranke Mitarbeiter können die positive Folge sein. Dies bestätigen auch die Ergebnisse der Studie. Demnach glauben 80 Prozent der Befragten an eine Verbesserung der eigenen Leistung durch eine nachhaltige Strategie zur Betrieblichen Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz und 78 Prozent sind davon überzeugt, dass diese einen positiven Einfluss auf das Betriebsklima hätte. Zwei von drei Befragten gaben an, dass Erholungsangebote sogar ihre Arbeitgeberwahl beeinflussen würden.
Dass Erholungsangebote am Arbeitsplatz zum persönlichen Stressmanagement beitragen würden, darin sind sich sowohl die befragten Arbeitnehmer als auch die Experten einig. Wirtschaftstrainerin Brigitte Zadrobilek vertritt die These, dass die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Unternehmens zunehmend von hoch motivierten, gesunden und ausgeglichenen Mitarbeitern abhängt und dies unter anderem durch eine verbesserte Pausenkultur und Erholungsangebote erreicht werden kann: „Regelmäßige Time-outs vom Trubel und Übungen zur Entschleunigung in Form von Mikropausen helfen uns, Abstand vom Stressgeschehen zu bekommen sowie wieder neue Kraft und Motivation für die kommenden Aufgaben zu tanken. Übungen für kleine Time-Outs zwischen den Meetings in Kombination mit Massageeinheiten eignen sich dazu ideal.“
Auch Businesscoach Renate Freisler weiß, dass Erholungsangebote sowohl die Gesundheit als auch die Leistungsfähigkeit stärken: „Entspannungseinheiten zwischendurch steigern die Konzentrationsfähigkeit enorm. Längere Erholungsangebote, wie regelmäßige Entspannungstechniken oder Bewegungseinheiten, führen zu nachhaltigem Stressabbau. Flexible, auf die Arbeitszeiten der Mitarbeiter angepasste Möglichkeiten sind hierbei wichtig.“
Verbessertes Betriebsklima durch Erholungsangebote
Aus eigenen Erfahrungen weiß Businesscoach Renate Freisler: „Im eigenen Interesse sollte die Botschaft jedes Arbeitgebers an seine Mitarbeiter sein: ‘Eure Gesundheit ist uns wichtig’. Wenn die Mitarbeiter entspannter sind, kann sich auch die Zusammenarbeit im Team wesentlich verbessern. Gegenseitiges Unterstützen, die Gemeinschaft und ein anderer Zugang zu den Menschen entstehen. Es entsteht ein Bewusstsein, nicht nur als Arbeitskraft sondern auch als Mensch wichtig zu sein. Dieses Bewusstsein ist für jedes Unternehmen sehr wertvoll und sollte im Interesse beider Seiten, Arbeitnehmer und -geber, in Zukunft noch stärker ausgebaut werden. Es gibt bereits tolle Beispiele in Unternehmen, die sogenannte Gesundheitshelfer ausbilden oder Erholungsleistungen anbieten.“
Dass Erholungsangebote am Arbeitsplatz zur Stressreduzierung beitragen würden, darin sind sich sowohl die befragten Arbeitnehmer als auch die Experten einig. Wirtschaftstrainerin Brigitte Zadrobilek vertritt die These, dass die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Unternehmens zunehmend von hoch motivierten, gesunden und ausgeglichenen Mitarbeitern abhängt und dies unter anderem durch eine verbesserte Pausenkultur und Erholungsangebote erreicht werden kann: „Regelmäßige Time-outs vom Trubel und Übungen zur Entschleunigung in Form von Mikropausen helfen uns, Abstand vom Stressgeschehen zu bekommen sowie wieder neue Kraft und Motivation für die kommenden Aufgaben zu tanken. Übungen für kleine Time-Outs zwischen den Meetings in Kombination mit Massageeinheiten eignen sich dazu ideal.“
Auch Businesscoach Renate Freisler weiß, dass Erholungsangebote sowohl die Gesundheit als auch die Leistungsfähigkeit stärken: „Entspannungseinheiten zwischendurch steigern die Konzentrationsfähigkeit enorm. Längere Erholungsangebote, wie regelmäßige Entspannungstechniken oder Bewegungseinheiten, führen zu nachhaltigem Stressabbau. Flexible, auf die Arbeitszeiten der Mitarbeiter angepasste Möglichkeiten sind hierbei wichtig.“
Erfolgreiche Arbeitgeberleistungen
Ein solches Beispiel ist das US-amerikanische Reiseportal KAYAK, Teil des weltgrößten Konsortiums für Online-Reiseportale, der Priceline Group. Um für Mitarbeitende attraktiv zu sein und für deren langfristige Zufriedenheit zu sorgen, bietet KAYAK in seinem Berliner Standort eine lange Bandbreite an Benefits an. Neben Reiseboni, großzügigen Urlaubsregelungen und Fahrtkostenübernahme der öffentlichen Verkehrsmittel, hat das Unternehmen auch die Vorteile von Firmenmassagen am Arbeitsplatz erkannt. Dass das Anbieten von Erholungsmöglichkeiten auch Vorteile für den Arbeitgeber hat, erklärt Managing Director Ralf Boeck so: „Gerade für jüngere Mitarbeiter wird der Wohlfühlfaktor und auch die soziale Interaktion zwischen den Mitarbeitern ein wichtigerer Punkt werden. Deshalb fördern wir neben Massagen auch viele Aktivitäten, die das Teamgefühl und das Miteinander innerhalb des Unternehmens stärken“.
Attraktiv im War of Talents
Seit November 2015 nimmt KAYAK Berlin die Erholungsangebote von Wellnow, mit zwei vollen Tagen pro Woche, für seine Mitarbeiter in Anspruch und macht sich damit insbesondere für die junge Generation als Arbeitgeber attraktiv. In Zeiten des sogenannten „War of Talents“ ist das besonders für Online- und IT-bezogene Unternehmen wichtig, denn qualifizierte Kräfte müssen und wollen mehr und mehr umworben werden. Der „Kampf“ der Firmen um junge Talente resultiert aus einem zunehmenden Fachkräftemangel, dessen Ursache unter anderem dem demografischen Wandel und der stetigen technischen Innovation geschuldet ist. Doch nicht nur ein Anwerben, sondern auch die Leistungsorientierung, Motivation und Bindung der Mitarbeiter ist Ziel der Unternehmensführung. So werben mehr und mehr Firmen mit Benefits. Ziel ist es, den Arbeitsplatz möglichst attraktiv wirken zu lassen. Die Firmen können sich dabei aussuchen, welche Zusatzleistungen sie ihren Arbeitnehmern bieten wollen.
Wellness- und Gesundheitsleistungen hoch im Kurs
Die steigende Bedeutung für Erholungsangebote ist auch dadurch begründet, dass Gesundheit eines der großen Themen in der heutigen Zeit darstellt und für viele Menschen von großer Bedeutung ist. Indiz dafür ist unter anderem die boomende Gesundheitsbranche, die stetig wachsende Erfolge verzeichnet. Im Rahmen der Studie „Stress am Arbeitsplatz“ wurde daher unter anderem auf die Relevanz und den Wunsch nach Wellness- und Gesundheitsleistungen eingegangen. Denn klar ist: diese gewinnen zunehmend an Bedeutung, da sie sowohl zur Gesundheitsförderung als auch zur Vorsorge beitragen.
Laut Umfrageergebnissen wünschen sich 63 Prozent der Befragten am meisten Massagen am Arbeitsplatz zur Entspannung. Das Angebot von Massagenlässt laut der Meinung von über 90 Prozent einen Arbeitgeber attraktiver erscheinen. Zudem glaubt die Mehrzahl der Arbeitnehmer, dass von verschiedenen Erholungsmöglichkeiten insbesondere die Massage positive Auswirkungen auf ihre Produktivität haben kann.
Arbeitgeberangebote lohnen sich
Die Themen Mitarbeiterzufriedenheit und Work-Life-Balance spielen in der heutigen Zeit eine große Rolle. Angesichts der schnelllebigen Arbeitswelt heutzutage und des dadurch erhöhten Stresslevels werden Erholungsmöglichkeiten am Arbeitsplatz aus Sicht der Arbeitnehmer immer attraktiver. Doch nicht nur die Mitarbeitende profitieren von den betriebliches Gesundheitsmanagement, sondern auch das Unternehmen selbst, da es durch Erholungsangebote seine Attraktivität sowie die Leistung und Motivation der Arbeitnehmer verbessert.
„Das Besondere ist, dass man sich für Erholung in seinem Privatleben zu wenig Zeit nimmt. Man trägt etwas zur eigenen Gesundheit bei, was im Endeffekt auch das Wichtigste dabei ist“, sagt Jana Schacht, Office Managerin bei KAYAK. Denn langfristig sind gesunde und zufriedene Mitarbeiter das wichtigste Kapital eines jeden Unternehmens. Entsprechend rentiert es sich, eine ausgewogene Work-Life-Balance zu fördern und Erholungsangebote bereitzustellen. Hierbei lohnt es sich die verschiedenen BGM Anbieter zu vergleichen, da je nach Unternehmen verschiedene Maßnahmen sinnvoll sein können.
Kosten für Erholungsangebote
Das bislang eher geringe Arbeitgeberangebot zur Erholung der Mitarbeiter ist wohl mit den oftmals kritisch beäugten Ausgaben zur Mitarbeiterförderung und -erholung begründet. Viele fragen sich, ob sich diese Investition lohnt und konkrete Verbesserungen mit sich bringt. In der Tat ist es oftmals schwer bei einem BGM-Konzept einen Return-on-Invest zu quantifizieren. Managing Director Ralf Boeck verrät, wie KAYAK diesbezüglich vorgeht: „Da wir prinzipiell sehr zahlengetrieben arbeiten, überprüfen wir natürlich, wie viele der Mitarbeiter ein Angebot auch nutzen. Zusätzlich führen wir auch Umfragen zu unseren Aktivitäten durch. So haben wir beispielsweise bei Massagen herausgefunden, dass diese sehr intensiv genutzt werden und die Mitarbeiter hierzu auch eine hohe Wertung in den Befragungen angaben.“ Zum selben Schluss kam auch unsere Studie: 98 Prozent der Befragten gaben an, dass sie angebotene Erholungsleistungen auch wahrnehmen. 48 Prozent würden sich laut eigener Angaben an der Finanzierung von Arbeitgeberleistungen sogar selbst finanziell beteiligen.
Ausblick – Arbeitsmarkt heute
In Anbetracht der aktuellen Studienergebnisse und der Zahlen der letzten Jahre zum Thema Berufsstress und stressbedingte Erkrankungen, scheint es, als zeichne sich der heutige Arbeitsmarkt stärker als je zuvor durch ein besonders hohes Stresslevel aus. Diese Annahme spiegelt sich in den seit Jahren steigenden Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen wider.
Doch warum nehmen Arbeitnehmer heutzutage den Arbeitsplatz oft stressiger wahr als früher? Sind sie anfälliger gegen Stress geworden oder ist die Stressbelastung auf dem Arbeitsmarkt gestiegen? Persönlichkeitstrainerin Gila Delbrück weiß: „Heutzutage müssen viele Arbeitnehmer immer erreichbar und auf vielen Kanälen gleichzeitig präsent sein. Alles soll sofort erledigt werden, dabei muss eine Flut von Informationen verarbeitet werden und diese Informationen sollen immer parat sein. Arbeitsplätze in Großraumbüros, Unterbrechungen und Ablenkungen, ein hoher Geräuschpegel, Überstunden, Zeit- und Umsatzdruck –dies alles sind enorme Stressfaktoren. Durch Zeitverträge und den hohen Wettbewerb auf dem heutigen Arbeitsmarkt entsteht die Sorge, krank zu werden, ersetzbar zu sein, und damit auch die Angst vor Arbeitslosigkeit.“
Viele Unternehmen haben das erkannt und verstärken Ihre Anstrengungen in der betrieblichen Gesundheitsförderung. Auch Diplom-Psychologin und Stresstrainerin Christiane Nupnau-Herde kennt die Sorgen und fasst die Gründe für überhöhte Überforderung und berufsbedingten Stress wie folgt zusammen:
Die 6 Hauptgründe für berufsbedingten Stress
1. Steigendes Arbeitspensum
Arbeitnehmer kommen spürbar an die Grenzen ihrer Belastbarkeit, da die Menge an Arbeit heutzutage deutlich mehr ist und vom Einzelnen mehr erwartet wird. Auf weniger Schultern lastet daher auch mehr Arbeit. Wer diese Erfahrung häufiger macht, beginnt irgendwann an den eigenen Fähigkeiten, an der eigenen Kraft und schließlich an sich selbst zu zweifeln.
2. Permanente Erreichbarkeit
Selbständige oder Arbeitnehmer in Führungspositionen müssen zunehmend ständig erreichbar sein. Viele nehmen ihre Arbeit mit nach Hause – in Papierform oder gedanklich. Wer nicht gelernt hat, abzuschalten, kann sich am Wochenende nicht wirklich erholen. Erholung ist aber für jeden Arbeitnehmer essentiell um langfristig erfolgreich zu sein.
3. Mangelhafte Pausen und fehlende Erholung
Auch die Arbeitsplatzgestaltung kann ein Stressfaktor sein: ein unergonomischer Arbeitsstuhl, das Großraumbüro mit seinen mangelnden Rückzugsmöglichkeiten und seinem hohen Lärmpegel. Eine zu hohe Lautstärke sowie unangemessene Temperaturen sind sogar gesundheitsschädlich. Verbesserte Pausenregelungen oder Erholungsmöglichkeiten wie Massagen am Arbeitsplatz können hier für die nötige Entspannung zwischendurch sorgen.
4. Zunehmende Spezialisierung der Arbeitnehmer
Expertenwissen ist ein hohes Gut – Arbeit selbst wird dadurch aber auch einseitiger. Bereiche, die die Arbeit interessant machen könnten, werden vernachlässigt. Die Folge: Die Aufgaben werden monoton. Die Arbeit wird langweilig, Langeweile wiederum macht Stress. Ein gegenteiliger Stress-Effekt kommt in kreativen Berufen vor: der plötzliche Ideenmangel. Wenn Kreativität sich erschöpft hat, braucht sie Regeneration, um neu entstehen zu können. Dies ist aufgrund des oftmals vorherrschenden Zeitdrucks aber kaum möglich.
5. Mangelnde Selbstbestimmung
Die mangelnde Möglichkeit, auf Arbeit Einfluss nehmen zu können, erzeugt Stress. Für einen Arbeitnehmer ist es auch immer wichtig, ein bestimmtes Maß an Kontrolle über Arbeitsmenge, Eigenverantwortung und Job-Sicherheit zu haben. Fällt einer oder mehrere dieser Faktoren weg, bedeutet dies einen Mangel an Selbstbestimmung, der zu Unzufriedenheit oder Unsicherheit führt.
6. Existenzangst
Die gestiegene Unsicherheit des eigenen Arbeitsplatzes und die Furcht vor Arbeitslosigkeit bereitet vielen Menschen Sorgen, die sowohl aktuell als auch auf die Zukunft gerichtet sein können: Existenzsicherheit, ausreichende Rente, drohende Altersarmut. Hiervon sind viele Arbeitnehmer betroffen, die in Bereichen arbeiten, in denen hauptsächlich das Ergebnis zählt. Dies betrifft beispielsweise Minijobber oder Mitarbeiter in Call-Centern. Der Mensch selbst rückt dabei in den Hintergrund – er ist austauschbar geworden, kann schnell entlassen und ersetzt werden.
Die Eigenstudie hat ergeben, dass Arbeitnehmer zwischen 25 und 29 Jahren in allen abgefragten Stressfaktoren und deren Auswirkungen auf Leistung, Körper und Psyche am schlechtesten abschneiden. So fühlen sich knapp die Hälfte der Arbeitnehmer zwischen 25 und 29 häufig oder sehr häufig bei der Arbeit gestresst. Auch bei der Frage der Stressauswirkung auf ihre Arbeitsqualität sowie auf ihr körperliches und psychisches Wohlbefinden schneidet die Gruppe der jüngeren Arbeitnehmer im Vergleich zu ihren älteren Kollegen deutlich schlechter ab. Doch woran liegt es, dass sich vor allem die jungen Arbeitnehmer am Arbeitsplatz gestresst fühlen? Expertin Christiane Nupnau-Herde fasst die drei Hauptursachen dafür so zusammen:
Christiane Nupnau-Herde,
Darum sind gerade die jungen Arbeitnehmer gestresst
1. Mangelnde Routine
Eine Erklärung für die hohe Stressbelastung junger Arbeitnehmer könnte das Alter an sich sein und die noch mangelnde Routine. Diese Altersgruppe steht noch am Anfang des Arbeitslebens. Der Übergang von Studium oder Lehre in den Beruf gelingt, wenn die Ausbildung ausreichend auf den beruflichen Alltag vorbereitet hat. Viele theoretische Studiengänge erfüllen dieses Kriterium aber nicht, weshalb der Berufseinstieg für viele daher besonders stressig ist. Auch eine unrealistische Einstellung zur Arbeit, zum Arbeitgeber oder den Kollegen, sowie die Überschätzung der eigenen Fähigkeiten führen zu Stress. Schwierigkeiten beim Berufsstart wirken sich meist auf Motivation, Leistung und Ergebnis aus, was dazu führt, dass manche Berufseinsteiger Probleme haben die Probezeit zu bestehen.
2. Verlangte Flexibilität
Ein weiterer Stressfaktor ist die Flexibilität, die heutzutage bei jungen Arbeitnehmern vorausgesetzt wird. Um eine neue Stelle überhaupt antreten zu können, ziehen viele junge Leute in eine andere Stadt. Das bedeutet auch die Trennung von den Menschen, denen sie sich bisher anvertrauen konnten. Es bricht ein Netzwerk an Freunden und Familie weg, das bislang Sicherheit und Vertrauen geben konnte. Auch Partnerschaften können dadurch in die Brüche gehen. Der Aufbau eines neuen Bekanntenkreises gelingt nicht immer sofort, doch genau das ist wichtig für Neuankömmlinge in einer fremden Stadt.
3. Unsicherheit und Zukunftsangst
Ein großer Stressfaktor ist die Tatsache, dass die junge Altersgruppe nicht immer damit rechnen kann, dass der Arbeitsplatz sicher ist. Häufig bekommen junge Arbeitnehmer zu Beginn ihrer Laufbahn un- oder unterbezahlte Praktikanten-Jobs, befristete Arbeitsverträge und eine Kündigung, damit sie nicht in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen werden müssen. Das ist für viele Firmen finanziell günstiger, verursacht aber Stress für die jungen Arbeitnehmer: Verschweigen von Krankheit, Angst vor finanzieller Unsicherheit, häufiger Arbeitsplatzwechsel, Umzüge und Abbruch sozialer Bindungen. An diesen äußeren Stressfaktoren können junge Arbeitnehmer nicht viel ändern, sondern sich bestenfalls anpassen und daraus lernen, um keinen Schaden zu nehmen.
Christiane Nupnau-Herde,
Diplom-Psychologin und Trainerin
Quellen
Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung des Statistischen Bundesamtes, Fachserie 18 Reihe 1.2. Berechnung unter Berücksichtigung der dort angegebenen Arbeitnehmeranzahl mit Wohnsitz in Deutschland vom 2. Vierteljahr 2016 (39, 2 Mio.) sowie der durchschnittlichen Bruttowertschöpfung vom Jahr 2015 (Pro-Kopf-Angaben, 70 437 EUR).